Erlebnisorientierte Psychotherapie

Florian Schmidsberger • März 29, 2023
Große Bandbreite an Methoden in der Integrativen Gestalttherapie

Große Bandbreite an Methoden in der Integrativen Gestalttherapie

»Gestalttherapie ist ein existentieller, erfahrungszentrierter und experimenteller Ansatz« (Perls 2005, 93) schreibt Laura Perls, eine Mitbegründerin der Gestalttherapie. Im Rahmen dieses Blogbeitrags möchte ich Ihnen gerne mehr über die erlebnisorientierte und experimentelle Seite der Psychotherapie zeigen. In der Integrativen Gestalttherapie setzen wir verschiedene Methoden ein, die Anteile im Erleben, Beziehungsdynamiken oder selbstverständliche Verhaltensweisen sichtbar und bearbeitbar machen und hierin auch das Ausprobieren von Neuem unterstützen.

 

Die verwendeten Methoden passe ich jedes Mal auf ein Neues individuell an, passend zu den Themen oder Anliegen meiner Klient*innen. Im Vordergrund steht ein kreatives und spielerisches Entdecken von Erleben, die Methoden folgen damit keinem strengen Schema und lassen viele Freiräume für die Erfahrungen der Klient*innen. Von meiner Seite schätze ich dieses erlebnisorientierte Arbeiten, da es einen Reichtum an Möglichkeiten mit sich bringt, der über das bloße Reden hinausgeht. Eine besondere Freude bereitet das Miterleben all der neuen Ideen, die Klient*innen im Arbeiten üblicherweise hervorbringen.

Arbeit mit leerem Stuhl

Die Methode »Arbeit mit dem leeren Stuhl« ist nach meiner Erfahrung eine sehr effiziente Methode, um Beziehungen mit sich oder Anderen sichtbar zu machen, sowie neues Verhalten zu erproben. Auf dem leeren Stuhl nimmt dabei ein eigener Anteil oder eine andere Person repräsentativ Platz und spricht aus, wie dieser oder diese eine Situation erlebt. Auf diese Weise können der Charakter einer Beziehung sichtbar, verschiedene Perspektiven erkundet, Konflikte ausgetragen, Beziehungen transformiert und verändertes Verhalten eingeübt werden. Das Setting ist für viele Klient*innen am Beginn etwas irritierend, wenn sie sich aber darauf einlassen, setzt es viele Veränderungsimpulse frei.

Arbeit mit kreativen Medien

Bei der Arbeit mit kreativen Medien ist die Absicht, das eigene Erleben auf Papier sichtbar zu machen und Farben und Formen zu finden, die zum eigenen Erleben passen. Bilder verdichten Bedeutung, oft machen sie unbewusste Anteile anschaulich. Wenn wir gemeinsam über ein Bild sprechen, das in einer Einheit entstanden ist, intensiviert sich das Erleben, neue Bedeutung kann entstehen und sich verfestigen. Farben und Formen machen Erleben symbolisch »dingfest« und »verankert« Erfahrungen und Ideen auf Papier. Ein solches Arbeiten fördert in der Regel Selbstverstehen.

Arbeit mit Figuren und Gegenständen

Diese Methode, ermöglicht es, Aspekte im Erleben von Klient*innen sichtbar zu machen: Seien es Beziehungen, eigene Anteile oder in Anspruch nehmende Themen. Die Methode ermöglicht es, das eigene Erleben anschaulich zu machen, dieses zu ordnen oder einen Überblick zu gewinnen. Sie spricht andere Ebenen der Wahrnehmung neben dem gesprochenen Wort an. Viele meiner Klient*innen schätzen dieses gegenständliche Arbeiten, um ihr Gefühlsleben zu ordnen.

Körperarbeit

Diese Intervention richtet die Aufmerksamkeit auf das körperliche Erleben und die Bedeutungen, die hierin eingeschlossen sind. Körperarbeit eignet sich hervorragend zur Entspannung und Beruhigung bei Anspannung, Ängsten oder Panikattacken. Ebenso fördert sie Selbstbeziehung zu sich selbst und unterstützt die Selbstwahrnehmung. Der eigene Körper dient dann als »Kompass« dafür, sich selbst zu kennen und sich selbst regulieren zu können. Meine Arbeit ist hier zutiefst durchdrungen von »Embodiment«-Theorien: Mentales Leben ist verkörpert, unser Körper ist durchgeistigt. 

Arbeit mit Schnüren

Bei den Themen Grenzen bzw. Grenzverletzungen (passiv, aktiv) oder Nähe und Distanz regulieren können arbeite ich gerne mit Schnüren. Hiermit können eigenen Grenzen sichtbar abgesteckt und bewusst erlebbar gemacht werden. Auch das Regulieren von Nähe und Distanz kann man hiermit veranschaulichen und ungewohnte Formen von Abgrenzung und Näherung ausprobieren. Gerade für Klient*innen, die Grenzüberschreitungen (passiv, aktiv) beschäftigen, erweist sich diese Methode üblicherweise als sehr unterstützend und hilfreich. 

»Triplett«: Stuhl und Schnüre

Diese Methode ist ein eigenes Arrangement, das den leeren Stuhl und Schnüre miteinander kombiniert. Der leere Stuhl wird zum Platzhalt für ein Thema – etwa die Qualitäten der eigenen Person. Jeder Kreis bietet eine mögliche Perspektive der Wahrnehmung: In einem Kreis blickt ein*e Klient*in etwa in einer negativen Weise auf sich, in einem Kreis hingegen in einer positiven und wertschätzenden. Der Wechsel zwischen den Kreisen macht es erfahrbar, wie sich verschiedene Perspektiven anfühlen und wie vielfältig die Welt erfahrbar ist. Das Arrangement erlaubt nicht nur einen Perspektivenwechseln, sondern auch die Ausbildung neuer Wahrnehmungsgewohnheiten und Denkstile. 

Imaginationen

Diese Interventionen nutzt die Macht und den Reichtum unserer Fähigkeit, mit unserer Fantasie über Reales und Faktisches hinauszugehen. Imaginationen können zur emotionalen Stabilisierung dienen, etwa durch ein angeleitetes und gemeinsames Schaffen eines »Sicheres Ortes«, den Sie sich bei Belastungen oder Stress vor Augen – etwa beim Zahnarzt – führen können, um sich selbst zu beruhigen. Imaginationen sind aber auch Teil anderer Interventionen: Bei der Arbeit mit einem leeren Stuhl imaginieren Sie die Präsenz einer anderen Person oder projizieren einen Selbstanteil. Bei der Arbeit mit Gegenständen oder kreativen Medien erschaffen Sie imaginativ Idealzustände, die Ihnen helfen, ein klareres Bild von gewünschter Veränderung zu haben. 

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